Erkrankungen der Leber und Gallengänge
Die wichtigsten Aufgaben der Leber bestehen in der Synthese und Speicherung lebenswichtiger Metaboliten, Biotransformation, Entgiftung, Immunabwehr, Homöostase von Flüssigkeits-, Wasser- und Elektrolythaushalt sowie Temperatur- und Kreislaufregulation. Prinzipiell ist jedes Organsystem auf eine intakte Leberfunktion angewiesen. Lebererkrankungen können eine Vielzahl von unterschiedlichen Symptomen auslösen, weil die Leber als wichtigstes intermediäres Stoffwechselorgan an vielen Körperfunktionen direkt oder indirekt beteiligt ist. So können Hepatopathien zudem oft mit Erkrankungen der Niere, des Gastrointestinaltrakts, des Pankreas sowie des zentralen Nervensystems verbunden sein. Das Erkennen einer Lebererkrankung anhand von Anamnese und Symptomen ist oft schwierig, da die Symptomatik von Hepatopathien sehr vielgestaltig und unspezifisch sein kann.
Mögliche Symptome einer Leber- und Gallengangerkrankung sind z.B.:
- Apathie
- Inappetenz
- Erbrechen
- Gewichtsverlust
- Polydipsie (vermehrter Durst)
- Durchfall
- Verminderte Leistung
- Aszites
- Neurologische Symptome, wie z.B. Ataxie, Drangwandern und epileptiforme Anfälle
- Ikterus (Gelbsucht)
- abnorm heller Kot
Mögliche Krankheitsbilder einer Leber- und Gallengangerkrankung sind z.B.:
- Hepatitis (akute bzw. chronische Hepatitis)
- Vaskuläre Erkrankungen der Leber
- Lebertumoren
- Mitbeteiligung der Leber bei akuten Erkrankungen (sekundäre Hepatopathie)
- Amyloidose
- Cholangitis
- Cholezystitis (Entzündung der Gallenblase)
- Gallengangkarzinom
- Leberzirrhose
- Intoxikation
Die Diagnose einer Lebererkrankung wird nicht nur durch die unspezifischen Symptome, sondern auch durch die Tatsache, dass die Leber eine wichtige Rolle in unzähligen Stoffwechselprozessen spielt, erschwert. Die Leber ist häufig sekundär bei anderen Erkrankungen mitbetroffen, was zu gleichen Symptomen und Laborabweichungen führen kann, wie bei einer primären Lebererkrankung.
Zur diagnostischen Abklärung von Leber- und Gallengangerkrankungen nutzen wir in unserer Praxis z.B.:
Labordiagnostische Untersuchungen in Form von Blutproben:
- z.B. Messung von Leberenzymen, Gallensäurekonzentration, Serumbilirubin, Serumprotein, Blutgerinnungstest, Ammoniak
Bildgebende Diagnostik:
- digitale Röntgenuntersuchung: mittels radiographischer Aufnahmen können Größe, Lage, Form, Randstrukturen und Dichteveränderung erkannt werden
- Sonographie: die Ultraschalldiagnostik ist eine effiziente, nicht invasive Methode zur Darstellung der Parenchymstruktur, des biliären Systems, der perihepathischen Strukturen und des Gefäßbaumes.
Eine Ultraschalluntersuchung kann zwar eine Biopsie nicht ersetzten, aber Indikationsstellung und Entnahmetechnik optimieren.
Ultraschallgestützte Biopsieentnahme:
- Bei den meisten Lebererkrankungen sind Bioptate und deren pathologische Befundung unentbehrliche Bestandteile der Diagnostik und durch keine blutchemischen Untersuchungen ersetzbar. Indikationen für eine Leberbiopsie sind persistierende Leberenzymerhöhungen, erhöhte Serumgallensäuren, Lebermassen oder Veränderungen der Echotextur.
Alle nichtinvasiven Untersuchungsmethoden, wie die klinische Untersuchung, Labortests und bildgebende Verfahren geben lediglich Hinweise auf strukturelle Veränderungen oder Funktionseinschränkungen der Leber. Erst die Beurteilung eines Bioptates erlangt (mit Ausnahme des portocavalen Shunts) die eindeutige Klassifikation des Krankheitsprozesses!