Parodontologie
Ziel der Parodontologie ist die Gesunderhaltung des Zahnhalteapparates, der sich zusammensetzt aus Zahnfleisch (Gingiva), Kieferknochen, Wurzelzement und parodontalen Fasern. Parodontale Veränderungen sind die häufigsten Veränderungen bei Hund und Katze. Oftmals treten sie bereits ab einem Alter von zwei bis drei Jahren auf; ab dem sechsten Lebensjahr weisen sogar vier von fünf Hunden hochgradige parodontale Veränderungen auf, deren Folge krankhafte Veränderungen an Leber, Niere, Lunge und Herz sind.
Ein gesundes Paradont stellt sich folgendermaßen dar:
- plaquefreie Zähne
- rosafarbende (entzündungsfreie!) Gingiva
- physiologische Alveolarkammhöhe
- intakte Wurzelspitzen
Gingivitis
Die Gingivitis stellt eine akute oder chronische Entzündung des Zahnfleisches dar. Ursächlich ist die Ansammlung von bakteriellen Belägen auf der Zahnoberfläche, die oftmals neben der Entzündung der Schleimhaut zu einer Auflockerung des Gewebes führen.
Die Entstehung einer Gingivitis wird meist durch multiple Faktoren hervorgerufen:
- Rasse
- Fütterung
- Zahnstellung
- mechanische Fehlbelastung
- Zahnmissbildungen
- Immunsuppression
- zugrundeliegende Vorerkrankung, wie z.B. Diabetes mellitus
Parodontitis
Das Paradont ist als Zahnhalteapparat von außerordentlicher Bedeutung für die Mund- sowie die Allgemeingesundheit des Körpers. Leider ist ein Großteil unserer Hunde und Katzen von Parodontalerkrankungen betroffen, meist in Form einer Entzündung, die als Parodontitis bezeichnet wird.
Die Parodontitis beschreibt die akute und chronische Erkrankung des parodontalen Halteapparates mit Zerstörung von Gingiva, Desmodent, Wurzelzement und Alveolarknochen. Die Ursachen der Parodontitis sind mit denen einer Gingivitis (Bakterien, Toxine, Immunsuppression) vergleichbar; jedoch werden die im Rahmen der Gingivitis begonnenen Prozesse mit irreversibler Zerstörung weiterer Paradontanteile fortgesetzt. Diese zerstörerische Rolle der Bakterien und Toxine im Zusammenhang mit der Immunsuppression führt allerdings nicht „nur“ zu lokal verheerenden Prozessen, sondern durch Streuung in den Gesamtorganismus zu Schäden an Herz, Leber, Lunge und Niere.
Im immer tiefer werdenden Sulcus kommt es zur immensen Vermehrung anderer Bakterien, welche durch Bakterienenzyme und -toxine eine Auflockerung des parodontalen Bindegewebes vorantreiben.
Schlussendlich erfolgt eine Aktivierung von Osteoklasten, welche zur Osteolyse des Alveolarknochens führen.
Die klinischen Symptome, wie z.B. Foeter ex ore, Plaque, Zahnstein und Entzündungsanzeichen sind ähnlich wie bei der Gingivitis präsent; erlauben allerdings ohne weiterführende Diagnostik keine Abgrenzung zur Gingivitis.
Erst mittels klinischer Untersuchung jedes einzelnen Zahnes und röntgenologischer Dentalaufnahme lässt sich die Diagnose stellen und schließlich eine adäquate Therapie einleiten. Dabei ist die gründliche, korrekt durchgeführte und umfassende Parodontalbehandlung nötig:
- Professionelle Zahnreinigung- sanft aber gründlich!
- Entfernung von Zahnbelägen an Zahnkrone und -wurzel mittels Piezo-Ultraschallgerät
- Glättung des Zahnschmelzes und anschließende Fluoridierung
Veränderungen unter der Zahnfleischgrenze werden sorgfältig sondiert und durch Scaling und Wurzelglättung der Hartgewebe, Kürretage der Weichteile und Resektion von Taschen sondiert. Auf diese Weise entsteht eine erhebliche Verbesserung des Zahnstatus, der vom Tierhalter durch anschließende Pflege möglichst lange erhalten werden sollte.