Erkrankungen der Leber und Gallengänge

Erkrankungen der Leber und Gallengänge

 
Die wichtigsten Aufgaben der Leber bestehen in der Synthese und Speicherung lebenswichtiger Metaboliten, Biotransformation, Entgiftung, Immunabwehr, Homöostase von Flüssigkeits-, Wasser- und Elektrolythaushalt sowie Temperatur- und Kreislaufregulation. Prinzipiell ist jedes Organsystem auf eine intakte Leberfunktion angewiesen.

Lebererkrankungen können bei Pferden eine Vielzahl von unterschiedlichen Symptomen auslösen, weil die Leber als wichtigstes intermediäres Stoffwechselorgan an vielen Körperfunktionen direkt oder indirekt beteiligt ist. So können Hepatopathien zudem oft mit Erkrankungen der Niere, des Gastrointestinaltrakts, sowie des zentralen Nervensystems verbunden sein.

Das Erkennen einer Lebererkrankung anhand von Anamnese und Symptomen ist oft schwierig, da die Symptomatik von Hepatopathien sehr vielgestaltig und unspezifisch sein kann.

Mögliche Symptome einer Erkrankung der Leber- und/ oder Gallengänge sind z.B.:

  • Inappetenz
  • Lethargie
  • Leistungsabfall
  • Gewichtsverlust
  • Ikterus
  • Verhaltensveränderung
  • Ödeme
  • Kolikartige Schmerzen
  • Haut- und Haarveränderungen

Häufig laufen jedoch beim Pferd Erkrankungen der Leber ohne spezifische Symptome ab, da dieses Organ über eine hohe Reservekapazität und ein enormes Regenerationspotential verfügt. Klar erkennbare Symptome einer Leberinsuffizienz treten erst dann auf, wenn bereits 60-70% der Funktionskapazität zerstört sind.

Mögliche Krankheitsbilder einer Erkrankung der Leber- und/ oder Gallengänge sind z.B.:

  • Akute Lebererkrankungen (akute hepatische Nekrose):
    • Infektiöse Hepatitiden (z.B. Tyzzer’s Disease)
    • Akute toxische Hepatitiden
    • Hyperlipidämie
    • Hepatische Enzephalopathie
  • Chronische Lebererkrankungen:
    • Chronische Leberzirrhose
    • Chronisch aktive Hepatits (z.B. nach wiederholter Aufnahme von Phytotoxinen, Mykotoxinen oder Chemikalien)
    • Leberabszesse
    • Parasitäre Hepatitis (durch Wanderung von Parasiten, wie z.B. Parascaris equorum und Strongylus spp, ggf. Leberegel)
    • Lebertumoren (Lymphome)
    • Amyloidose der Leber

Die Diagnose einer Lebererkrankung wird nicht nur durch die unspezifischen Symptome, sondern auch die Tatsache, dass die Leber eine wichtige Rolle in unzähligen Stoffwechselprozessen spielt, erschwert. Häufig ist die Leber sekundär bei anderen Erkrankungen mitbetroffen, was zu gleichen Symptomen und Laborabweichungen führen kann, wie bei einer primären Lebererkrankung.

Zur diagnostischen Abklärung von Erkrankungen der Leber- und/ oder Gallengänge stehen in unserer Praxis folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Labordiagnostische Untersuchungen in Form von Blutproben:
    – z.B. Messung von Leberenzymen, Gallensäurekonzentration, Serumbilirubin, Serumprotein, Ammoniak
  • Bildgebende Diagnostik:
    – Sonographie: die Ultraschalldiagnostik ist eine effiziente, nicht invasive Methode zur Darstellung der Parenchymstruktur. Eine Ultraschalluntersuchung kann zwar eine Biopsie nicht ersetzten, aber Indikationsstellung und Entnahmetechnik optimieren.

Alle nichtinvasiven Untersuchungsmethoden wie die klinische Untersuchung, Labortests und bildgebende Verfahren geben lediglich Hinweise auf strukturelle Veränderungen oder Funktionseinschränkungen der Leber. Erst die Beurteilung eines Bioptates ergibt die eindeutige Klassifikation des Krankheitsprozesses!

Kommentare sind geschlossen