Die Lahmheitsuntersuchung/ -diagnostik
-Orthopädische Erkrankungen bei Hund und Katze-
Hunde und Katzen leiden häufig unter Störungen des Bewegungsapparates, wie Lahmheiten einzelner Gliedmaßen, Rückenschmerzen, Krankheiten des Schädels sowie der Wirbelsäule. Wir alle wissen, wie wichtig für unsere Tiere das Ausleben ihrer natürlichen Instinkte ist – denn genau das bedeutet Lebensqualität! Hunde jagen, stöbern, hüten, laufen und spielen; Katzen pirschen, springen und klettern. Schmerzen des Bewegungsapparates beeinträchtigen diese Lebensqualität immens. Unser Ziel ist es, Ihrem Tier ein schmerzfreies und artgerechtes Leben zu ermöglichen.
Orthopädische Probleme können in jeder Lebensphase auftreten: Wachstumsstörungen in der Jugend, Bänderrisse und Knochenbrüche in der „Sturm und Drang- Zeit“, chronische Gelenkschmerzen aufgrund von Arthrose im Alter.
Die zielgerichtete Diagnosestellung und die daraus resultierende optimale Therapie für Ihr Tier hat für uns oberste Priorität. Die diagnostische Abklärung wird als Lahmheitsdiagnostik bezeichnet und besteht aus sich einander aufbauenden und ergänzenden Einzelschritten. Zu Beginn einer Lahmheitsdiagnostik erfolgt im Gespräch mit Ihnen als Hunde- und/ oder Katzenbesitzer eine ausführliche Erfassung des Vorberichtes sowie eine umfassende Anamnese des Bewegungsablaufes. Eine gründliche orthopädische Untersuchung durch Adspektion, Palpation und Manipulation betroffener Strukturen stellt dabei die Basis für eine adäquate Diagnostik dar.
Besonderes Augenmerk legen wir auf die Körperhaltung, die Bemuskelung, die Gliedmaßenstellung, lokale Schwellungen, vermehrte Wärme, Schmerzhaftigkeit, Hypo- oder Hypermobilität sowie spezielle Funktionstests zur Feststellung von z.B. Patellaluxation, Kreuzbandriss, Ellbogen- oder Hüftgelenksdysplasie sowie Muskelkontrakturen und Discopathien. Die Validität eines Tests kann unter anderem durch den Seitenvergleich überprüft; die Zuverlässigkeit durch mehrmalige Anwendung des Tests gesichert werden.
Zur weiteren Eingrenzung der Lahmheit schließt sich die Untersuchung Ihres Tieres in der Bewegung an. Ihr Hund an der Leine möglichst auf gerader und gebogener Linie; Ihre Katze frei bewegend im Behandlungsraum. Das Gangbild wird – je nach Lahmheitsgrad – im Schritt und Trab beurteilt und liefert uns wichtige Aussagen hinsichtlich des Bewegungsablaufes in Bezug auf Gliedmaßenführung, Raumgriff, Schiefe und Kopfbewegungen.
Orthopädische Erkrankungen sind mannigfaltig und können an folgenden Strukturen vorliegen:
- Knochen (z.B. Fissuren/ Frakturen, Knochenentzündungen (Osteomyelitis), Knochenzysten, Osteodystrophia fibrosa, Knochentumore)
- Knorpel (z.B. Osteochondrose, Chondromalazie)
- Gelenke (z.B. Arthritis, Arthrose, Verletzungen synovialer Strukturen, septische Synovialitis, Gelenkserguss (Hydrops))
- Sehnen und Bänder (z.B. Tendo- und Desmopathien, Verletzungen der Sehnen und Bänder, septische Tendinitis bzw. Desmitis)
- Schleimbeutel und Sehnenscheiden (Bursitis, Tendovaginitis)
- Muskulatur (z.B. Myopathie, Kontraktur, Verletzungen)
Zur weiteren diagnostischen Abklärung von Erkrankungen des Bewegungsapparates stehen in unserer Praxis folgende Möglichkeiten zur Verfügung:
- Digitales Röntgen: Radiologische Untersuchungen stellen in der Orthopädie ein unabdingbares diagnostisches Verfahren dar und werden zur Detektion von knöchernen Veränderungen eingesetzt. Im Rahmen der Lahmheitsdiagnostik werden insbesondere die Gliedmaßen, die Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule sowie Teile des Schädels röntgenologisch auf mögliche pathologische Veränderungen untersucht.
- Sonographie: Die ultrasonographische Untersuchung ist das Standarddiagnostikum für Erkrankungen im Weichteilbereich, wie z.B.:
Muskel- und Sehnenschäden:
Mittels der Sonographie von Muskulatur, Sehnen und Bändern können selbst kleine Läsionen/ Defekte lokalisiert und deren Ausmaß bestimmt werden. Diese Befunde – stets mit den klinischen Symptomen in Zusammenhang gesetzt – erlauben die Erstellung einer Prognose und einen speziell darauf ausgerichteten Therapieplan. Auch die Kontrolle des Heilungsverlaufes erfolgt in regelmäßigen Abständen während der Rekonvaleszensphase mit Hilfe der Sonographie.
Gelenkerkrankungen:
Die Sonographie von Gelenken wird als ergänzendes Diagnostikum zur Röntgenuntersuchung verwendet. Beide Verfahren ergänzen sich perfekt. Mit Hilfe der Sonographie lassen sich die Weichteilstrukturen wie Seitenbänder und Gelenkkapsel sowie die Gelenkflüssigkeit mit eventuell vorliegenden Pathologien (z.B. OCD) darstellen. - Laboruntersuchung:
Untersuchung von Blutproben: Die Untersuchung von Blutproben liefert uns insbesondere Hinweise auf vorliegende entzündliche oder autoimmune Erkrankungen. Zusätzlich wird auf Infektionskrankheiten wie Borreliose, Anaplasmose oder Leishmaniose getestet.
Untersuchung der Synovialflüssigkeit: Die Untersuchung der Synovialflüssigkeit ist unerlässlich bei der Diagnostik von entzündlichen Gelenkerkrankungen. Nach der sterilen Entnahme erfolgt eine grobsinnliche Untersuchung der Viskosität. Im Anschluss wird die zytologische sowie bakterielle Untersuchung veranlasst. - Knochenbiopsie: Die Entnahme von Knochenbiopsien ist unter anderem bei Verdacht auf Neoplasien angezeigt.
Eine exakte Diagnostik ist die Grundlage einer erfolgreichen, zielgerichteten Therapie!
Sollten weiterführende Untersuchungen wie Szintigraphie, MRT usw. nötig sein, verweisen wir hierfür an spezialisierte Kliniken.
Häufige orthopädische Erkrankungen des Hundes:
- Panostitis (schmerzhafte Erkrankung der langen Röhrenknochen bei jungen, großwüchsigen Hunderassen)
- Osteomyelitis
- Entzündliche Gelenkerkrankung (infektiöse oder auch nichtinfektiöse Gelenkerkrankung, die häufig mit starken Schmerzen und funktionsbehindernden Gelenkveränderungen einhergeht)
- Fraktur (stellt eine Kontinuitätsunterbrechung von Knochen oder Knorpel dar und entsteht meist durch eine von außen einwirkende Kraft → Trauma)
- Fissur (stellt eine unvollständige Trennung des Knochen- oder Knorpelgefüges dar; oft als Knochenriss bezeichnet)
- OCD (Osteochondrosis dissecans) (Störung der enchondralen Ossifikation des Gelenkknorpels. Die Knorpelschuppe bleibt häufig über einen dünnen Steg mit dem umliegenden Gelenkknorpel verbunden. Allerdings kann es auch zu einer vollständigen Ablösung kommen – somit entsteht ein freier Gelenkkörper (Gelenkmaus), der zu einer fortwährenden Reizung führt)
- Ellbogengelenksdysplasie (Vorsicht! Unter diesem Oberbegriff werden verschiedene entwicklungsbedingte Erkrankungen des Ellbogengelenks zusammengefasst → u.a. der isolierte Processus anconaeus (IPA), der fragmentierte Processus coronoideus medialis der Ulna (FPC), die Osteochondrosis dissecans der Trochlea humeri (OCD), Stufenbildung zwischen Radius und Ulna sowie Inkongruenzen der Gelenkflächen. Die Äthiologie wird als multifaktoriell angesehen (genetische, mechanische, hormonelle, ernährungsphysiologische und metabolische Ursachen))
- Hüftgelenksdysplasie (genetisch bedingte Gelenkentwicklungsstörung, die durch eine Prädisposition für Subluxation verursacht und durch Umwelteinflüsse (insbesondere Ernährung und Haltung) negativ beeinflusst werden kann. Ohne genetische Prädisposition tritt keine Hüftgelenksdysplasie auf! Sie entsteht meist während der Wachstumsperiode bei mittelgroßen und großen Rassen)
- Kreuzbandriss (er stellt eine der häufigsten Lahmheitsursachen beim Hund dar; meist leiden die Hunde an einer langesam fortschreitenden Degeneration des Kreuzbandes, welches schließlich bei (minimal) traumatischen Einflüssen komplett reißen kann)
- Arthrotische Veränderungen
- Patellaluxation (eine intermittierende oder permanente Verlagerung der Kniescheibe; wobei eine genetisch bedingte kongenitale Form von einer spontanen traumatischen Form unterschieden wird)
- Gelenkluxation (traumatisch bedingt)
- Spondylosen (spornartige, bei Fusion brückenartige Exostosen am Wirbelkörper, welche zur Überbrückung des Zwischenwirbelspaltes führen können)
- Discopathien (z.B. Diskusprolaps (Bandscheibenvorfall); meist ursächlich bedingt durch Degeneration der Bandscheibe, seltener durch Traumata)
- Knochentumore (z.B. Osteosarkom, Chondrosarkom, Fibrosarkom)
- Erkrankungen der Ursprungssehne des Musculus biceps brachii (in Form einer Sehnenentzündung, Sehnenscheidenentzündung oder einer (teilweisen) Ruptur der Bizepssehne)
- Cauda-equina-Kompressions-Syndrom (Kompression der die Cauda equina bildenden Nervenwurzeln durch Verengung des sakralen Spinalkanals, Instabilität des lumbosakralen Übergangbereiches oder Verengung der Zwischenwirbellöcher (For. intervertebralia))
Häufige orthopädische Erkrankungen der Katze:
- Entzündliche Gelenkerkrankung (infektiöse (z.B. Leukose-Virus!) oder auch nicht infektiöse Gelenkerkrankung (z.B. Osteoathrose), die häufig mit starken Schmerzen und funktionsbehindernden Gelenkveränderungen einhergeht)
- Fraktur (stellt eine sehr häufige Lahmheitsursache bei der Katze dar und ist durch eine Kontinuitätsunterbrechung von Knochen oder Knorpel gekennzeichnet. Sie entsteht meist durch eine von außen einwirkende Kraft (Trauma, wie z.B. Sturz, Verkehrsunfall, etc.)
- Fissur (stellt eine unvollständige Trennung des Knochen- oder Knorpelgefüges dar; oft als Knochenriss bezeichnet)
- Hüftgelenksdysplasie (Die Entstehung einer Hüftgelenksdysplasie ist multifaktoriell bedingt. So können genetische Komponenten, eine fehlerhafte Ernährung sowie eine Überbelastung des Bewegungsapparates die Entstehung der Erkrankung begünstigen.)
- Patellaluxation (eine intermittierende oder permanente Verlagerung der Kniescheibe; ursächlich sind entweder genetische Komponenten, Veränderungen der Gliedmaßenkonfiguration nach Frakturen oder ein lokales Trauma)
- Gelenkluxation (traumatisch bedingt)
- Knochentumoren (z.B. Osteosarkom)
- Spondylose (spornartige, bei Fusion brückenartige Exostosen am Wirbelkörper, welche zur Überbrückung des Zwischenwirbelspaltes führen können)
Je nach Diagnose wird mit Ihnen im Anschluss an die Untersuchung ein speziell auf die „Problematik“ Ihres Tieres zugeschnittener Therapieplan/ Trainingsplan erarbeitet.